Freie Software beim Corso Leopold
Am vergangenen Wochenende fand in München das Street Life-Festival „Corso Leopold“ zum ersten Mal in diesem Jahr statt. Die zu diesem Zweck extra gesperrte Leopoldstraße bot auf mehreren Kilometern Länge mehreren dutzend Organisationen und Anbietern eine Möglichkeit, sich zu präsentieren.
Freie Software ist in München spätestens seit LiMux ein in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Gut also, dass am letzten Wochenende auf dem „Corso“ auch ein Informationsstand zu Freier Software, Offenen Formaten und freien Inhalten dabei war.
Unsere Münchner FSFE-Fellowship-Gruppe hatte sich vorgenommen, beim Corso Leopold Freie Software und verwandte Themen bei den Bürger_innen bekannt(er) zu machen. Da die Free Software Foundation Europe zwar eine super Sache ist, aber bei der breiten Bevölkerung eher wenig Begeisterung hervorrufen dürfte, haben wir Projekte aus München und Umgebung eingeladen, unseren Stand zur Selbstvorstellung zu nutzen, was auch rege genutzt wurde.
Mit von der Partie waren neben internationalen Schwergewichten wie Mozilla, Wikimedia, The Document Foundation, Medfloss, Foundation for a Free Information Infrastructure und natürlich der FSFE auch lokale Initiativen wie das Open-Source-Treffen und das Cafe Netzwerk, sowohl vertreten durch Flyer und Give-Aways als auch mit Leuten.
Am Samstag war laut Wetterbericht mit Regen zu rechnen. Da aber die Veranstalter nicht absagten, ließen auch wir uns nicht lumpen und trafen uns pünktlich um 14h zum Aufbau ein. Nach dem Desaster beim Aufbau des Steckpavillons beim Document Freedom Day haben wir uns einen schicken Faltpavillon zugelegt, der sich in nano Zeit aufbauen lies. Die Innenaustattung hat diesmal dann deutlich länger in Anspruch genommen, als der Aufbau, aber so soll es ja auch sein. Tackern macht übrigens riesigen Spaß. 🙂
Um 16h war dann offizieller Startschuss. Trotzdem wurde uns nicht sofort die Bude eingerannt, was zwar nicht zu langen Gesichtern, doch aber zu einer gewissen Unsicherheit führte. Wir machten ein kleines Brain Storming, verbesserten hier und da. Am Ende lag es doch nur daran, dass die meisten Passant_innen im Regen nur schnell vorbeihuschten. Das änderte sich erst gegen 19h, als der Regen sich in erhöhte Luftfeuchtigkeit verwandelt hatte.
Wir haben den Stand offen gestaltet, die Leute sollten zu uns herein kommen. Die Mozilla-Sachen (Buttons, Sticker, Shirts, Flyer) haben dabei wunderbar als Lockmittel gewirkt. Einige Brit_innen sprachen uns allerdings auch direkt auf Steven Fry an, und was wir mit ihm zu tun hätten. 🙂
War uns dann jemand in die Fänge geraten, gab es den tollen „Freiheit“-Flyer, eine kurze Diskussion zu den vier Freiheiten und den DRM-Flyer mit der Bitte, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigten. Für Leute, die uns als Freunde Freier Software besuchten, gab es noch einen „Special Interests“-Tisch mit Aufklebern der FSF (ohne E), Defective By Design, FFII, etc. Das Konzept hat sich so als gut herausgestellt, weil wir damit gut die unterschiedlichen Kenntnisstände bedienen konnten. Um 21h war dann für den ersten Tag Schluss. Wir machten zu und gingen heim.
Am Sonntag ging es um 11 Uhr weiter. Ich war selbst noch bis Drei zu Hause, aber gegen 1h bekam ich einen Anruf von John, der fragte, ob ich noch den „Freiheit“-Flyer zu hause hätte. Hatte ich nicht, es lief also sehr gut, zu gut. 😉 Das Wetter am Sonntag war richtig toll. Das sahen tausende anderer Menschen genauso und so war der Zulauf beim Corso gigantisch. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Leute bei uns rein schaute, waren wir gegen 19h schon fast ohne Material.
Trotzdem blieben wir noch bis Acht vor Ort, sprachen mit Menschen, machten interessante Kontakte, z.B. zum Lokalradio LoRa sowie einer freien Journalistin. Um 20h gab es dann nicht mehr viel zum Einpacken, also klappten wir den Pavillon zusammen und gingen müde heim. Für die Retrospektive haben wir auch eine lange Liste mit Ideen, wie wir in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit bei Corsi erlangen können.
Grundsätzlich müssen wir an der Außenwirkung unseres Stands arbeiten. Allerdings sind wir auch so unser Material weitestgehend los geworden, die Materialmengen müssen dann also hochgeschraubt werden. Wir haben übrigens auch komplett darauf verzichtet, Leute anzusprechen. Wenn wir das machen, brauchen wir noch mehr Flyer. 🙂
Ansonsten wurde mehrfach bemängelt, dass die Standpräsentation (Plakate) vollständig auf Englisch verfasst waren (ok, die Firefox-Poster waren auf italienisch, aber das ist offenbar keinem aufgefallen).
Diese beiden Punkte sind nur exemplarisch für eine längere Liste von Dingen, die wir beim nächsten Mal besser machen wollen.
Hat das Ganze jetzt was gebracht, diese Frage ging mir noch einige Zeit im Kopf rum. Am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit sprach mich dann eine Frau in der U-Bahn an. Sie war am Samstag am Stand gewesen und hat mir noch einige Fragen zur FSFE und Freier Software gestellt. Sie war vor dem Wochenende mit dem Thema nicht weiter vertraut und möchte jetzt zu den Gruppentreffen kommen.
**Update: **Vielen Dank an Mario, der mich auf einige grammatikalische Schnitzer im Text hingewiesen hat, die ich gerne ausgebügelt habe.