Virginia und der Weihnachtsmann

Dieser Artikel stammt aus meinen früheren Wordpress-Instanzen und steht hier aus Gründen der Nostalgie.

GWUP hat glücklicherweise auch keine Problem damit, wirklich heiße Eisen anzufassen. Im RSS-Feed fand ich gerade folgende wunderbare Antwort auf den Brief der kleinen Virginia, ob es den Weihnachtsmann gibt. Ich finde die Antwort weder gemein noch verbittert, sondern einfach nur wunderschön, und das ganz ohne Weihnachtsmann:

Virginia, deine kleinen Freunde haben Recht. Es gibt keinen Weihnachtsmann. Deine Familie kauft die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum liegen, um dir damit eine Freude zu machen. Manchmal müssen sie dafür sogar wirklich lange sparen, und das tun sie dann nur, weil sie dich so gern haben.

Wenn du an einen Weihnachtsmann glaubst, kannst du genauso gut an Feen glauben, oder an rosarote Grashüpfer mit Pantoffeln. Das alles sind tolle Ideen, und es macht Spaß, so zu tun, als wären sie echt, aber sie sind es nicht. Was echt ist, sind die Gefühle, die deine Freunde und deine Familie für dich haben, und die du für sie hast. Freundschaft kann man genauso wenig anfassen wie den Weihnachtsmann, aber Freundschaft soll ja auch keine Person sein.

Gibt es denn gar keine Zauberei? Nicht wirklich, Zauberei sind immer Tricks. Das ist, als ob sich dein Vater als Weihnachtsmann verkleidet, um die Geschenke zu bringen. Dann ist es in Wahrheit trotzdem dein Vater, er tut nur so. Und Zauberei ist so: man tut nur so.

Aber es gibt das Wunderbare. Leg dich mal im Sommer nachts ins Gras und schau dir die Sterne an, oder sieh dir die Eiskristalle an, die der Winter an die Wohnzimmerfenster klebt. Die Natur ist wunderbar und schön, und das ganz ohne Zauberei. Hör dir dein Lieblingslied an und vergiss dich selbst, lies ein Buch und tauche in eine fremde Welt ein. Das alles geht ohne Zauberei. Von einem Hochhaus kannst du die ganze Stadt sehen, und mit einem Computer kannst du einen Brief schneller um die ganze Welt schicken als du zur Ecke und zurück rennen kannst. All das geht ohne Zauberei.

Virginia, du brauchst keinen Weihnachtsmann. Der kommt nur einmal im Jahr, um Geschenke abzugeben, und ansonsten hörst du nie was von ihm. Du kannst ihn nicht sehen, nicht umarmen, ihm nicht schreiben und er antwortet dir nicht. Der Weihnachtsmann ist langweilig. Außerdem will er, dass du immer brav bist. Brav sein ist toll, aber manchmal ist brav sein auch falsch. Davon hat der Weihnachtsmann aber keine Ahnung.

Dafür hast du eine Familie, die dich lieb hat. Und du hast Freunde, mit denen du jeden Tag Unsinn anstellen kannst. Und wenn du älter bist, baust du vielleicht große Häuser oder fliegst zu den Sternen oder was du machen möchtest.

Und denk immer dran: Die Welt ist wunderbar genug, da muss man keinen Weihnachtsmann erfinden.

Veröffentlicht hat diesen Text Patrick Pricken in seinem Blog.

Vorgestern titelte übrigens die Abendzeitung: [Weihnachtsmann auf Vormarsch: Sieht’s Christkind bald alt aus?][2]

via [Virginia und der Weihnachtsmann][3].

[2]: Weihnachtsmann auf Vormarsch: Sieht’s Christkind bald alt aus? “Abendzeitung: Weihnachtsmann auf Vormarsch: Sieht’s Christkind bald alt aus?” [3]: http://feedproxy.google.com/~r/gwup-die-skeptiker/~3/fIoqwnv_Hfo/